«Hochstehende klassische Musik für alle»

Im Gespräch mit Astrid Leutwyler, Gründerin und künstlerische Leiterin des Klassikfestivals Küsnacht

2017 fand es erstmals statt, seit 2018 unterstützt es Ginesta Immobilien als Sponsor: Das Klassikfestival Küsnacht. Trotz intensiver Vorbereitungsarbeiten für die diesjährige, zwischen dem 14. und 18. September 2022 stattfindende, 6. Ausgabe hat Astrid Leutwyler, Geschäftsführerin und gemeinsam mit ihrer Schwester Sonja Leutwyler künstlerische Leiterin des Festivals, die Zeit gefunden für ein Gespräch mit uns. Wie es dem Festival heute geht, wie wichtig die richtige Unterstützung ist und was man sich für die Zukunft erhofft.

Liebe Astrid. Es freut uns, dass du noch die Zeit für einen Besuch bei uns gefunden hast.

Sehr gerne. Natürlich gibt es noch einiges zu tun, aber wir sind bestens organisiert und ehrlich gesagt kann ich es kaum mehr erwarten, bis es losgeht. Denn jedes Konzert ist eine Uraufführung von Werken, die unter Sonjas und meiner Leitung entstanden sind und die es meist nur einmal zu hören und sehen gibt. Da staut sich schon eine gewisse Anspannung an, die sich erst am Sonntagabend nach dem letzten gespielten Ton vollständig auflöst.

Uns erwartet die sechste Ausgabe des noch jungen Festivals, das auch mit unsicheren Corona-Jahren zurechtkommen musste. Wie geht es dem Festival heute?

Erfreulicherweise sehr gut und unser Plan ist aufgegangen. Trotz der Nähe zu Zürich mit vielfältigem Angebot ist das Interesse der Bevölkerung gross und man freut sich, direkt vor der Haustüre mit einem qualitativ hochwertigen Programm ein bisschen weg von den üblichen Konzertpfaden kulturell verwöhnt zu werden. Von Anfang an hatten wir die Unterstützung der Gemeinde Küsnacht, die uns natürlich bestens kennt: Sonja und ich sind hier aufgewachsen, wir haben in jungen Jahren gemeinsam den Kulturpreis gewonnen und wurden von der Gemeinde auf unserem künstlerischen Weg stets gefördert und begleitet. Unsere Idee, in Küsnacht ein Festival zu gründen ist sofort auf offene Ohren gestossen und der Rückhalt und die finanzielle Unterstützung auch von anderen Sponsoren hat ermöglicht, dass aus unserer Idee Realität wurde.

Gut für uns war ebenfalls, dass wir das Festival in der Coronazeit trotz höheren personellen Aufwänden und Kosten, einem Wechsel des Konzertsaales vom Seehof ins grössere Pfarreizentrum und insgesamt geringerer Planungssicherheit durchgeführt haben. Das Publikum hat sich sehr darüber gefreut, wieder Konzerte geniessen zu können und trotz Maske und Abstand Livemusik erleben zu dürfen.

Fast noch wichtiger war für uns aber, dass hervorragende Musiker auf unser Festival aufmerksam wurden, die den Mut, trotz den Einschränkungen Konzerte möglich zu machen, sehr schätzten. So haben noch mehr begnadete Künstler das attraktive Klassikfestival auf ihrem Radar. Heute treten bei uns durchgängig renommierte und international bekannte Künstler auf, die das lockerere Ambiente bei uns ausserordentlich schätzen und geniessen. Für mich persönlich ist es zudem eine besondere Freude und macht mich auch stolz, dass wir bereits eine erste Anfrage zu einem unserer Programme erhalten haben, und das erst noch von einem so renommierten Festival wie den Murten Classics. Das Klassikfestival ist also auf dem besten Weg und hat einen rundum positiven Schwung – für uns als Organisatorinnen wie offensichtlich auch unsere Gäste und Künstler.

Das Klassikfestival Küsnacht verfolgt das Ziel, Klassikliebhaber*innen auf hohem Niveau zu unterhalten und gleichzeitig Einsteiger für dieses Genre zu begeistern. Gelingt die Befriedigung dieser unterschiedlichen Anspruchshaltungen? Und wenn ja, was ist die geheime Zauberzutat?

Der Blick auf die ersten fünf Jahre sagt: Ja, es gelingt. Natürlich ist es eine Gratwanderung, denn um dieses Ziel zu erreichen, müssen auch gewohnte Formate durchbrochen werden. Das kann mit aussergewöhnlichen Lokalitäten, einem unkonventionellen Programm und durch ungewohnte Nahbarkeit erreicht werden. Wir haben von allem gerade soviel drin, dass auch das Kernpublikum für klassische Musik, das die klingenden Namen in unserem Programm bestens kennt, gerne kommt. Am Eröffnungsabend zum Beispiel durchbrechen wir das klassische Format, indem Kurt Aeschbacher als Moderator durch den Abend führt, Musik von Klassik über Filmmusik bis Jazz zu hören sein wird und die Konzertlänge von einer guten Stunde auch für Einsteiger angenehm ist. Mit Walter Andreas Müller an einem der Kinderkonzerte haben wir einen weiteren der breiten Bevölkerung bekannten Moderator, der alles auflockert und damit eine Türöffnerrolle für die klassische Musik übernimmt. Nach jedem Konzert mischen sich die Musiker unter das Publikum und ein weiterer wichtiger Faktor, neue Zielgruppen zu erreichen, sind natürlich unsere volksnahen Preise. So kostet ein Vollzahler-Ticket keine fünfzig Franken, Studenten zahlen nur gerade 22 Franken.

Dasselbe gilt für Kinder und die Jugend, auch für diese untypische Zielgruppe haben wir im Programm diverse Angebote entdeckt. Was hat es damit auf sich?

Weil diese Zielgruppe üblicherweise ohne klassikbegeisterte Eltern kaum in Kontakt mit «klassischer» Musik kommt, wollen wir auch für diese den Zugang leicht machen. Und zwar so nahbar wie nur möglich mit den Malworkshops für 7- bis 10-jährige, den beiden kurzen, abwechslungsreichen und nochmals deutlich günstigeren Kinder- und Familienkonzerten am Samstag- und Sonntagmittag und natürlich dem Format «Next Generation», das von Ginesta als Presenting Partner mitermöglicht wird. In diesem Jahr haben wir dafür den wunderbaren William Youn, der mehrfacher Preisträger internationaler Wettbewerbe ist und weltweit zu den vielversprechendsten jungen Pianisten zählt, bei uns zu Gast. Am Nachmittag widmet er sich vier von einer Jury ausgewählten Talenten aus unserer Region zwischen 6 und 14 Jahren. Sie spielen mit ihm im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Masterclass, ein übrigens immer sehr schöner und erst noch kostenloser Anlass im Konzertsaal des Seehofs Küsnacht. Die vier Teilnehmer sitzen dann während seinem Konzert, das auch dieses Jahr wieder von Claude Ginesta gemeinsam mit mir anmoderiert wird, in der ersten Reihe.

Apropos Sponsoring: Wie kam diese Zusammenarbeit mit Ginesta zu Stande?

Es ist einfach so: Ein Festival wie das unsere braucht Unterstützung. Trotzdem war es uns wichtig, dass alle Partner zu uns passen. Ginesta Immobilien war von Anfang an auf meiner Wunschliste, denn mein Büro befindet sich nur wenige Meter von eurem Hauptsitz. Die stilvolle Einrichtung, die aufgestellten Mitarbeitenden, die schönen Liegenschaften im Aushang, das hohe Ansehen in der Region – das alles hat überzeugt. So habe ich mich im Internet schlau gemacht und erfahren, dass die Firma seit Jahrzehnten hier ansässig ist und wie unser Verein familiengeführt ist. Zwei für uns wichtige Werte, das Regionale und das Familiäre. Irgendwann habe ich beim Vorbeigehen dann meinen ganzen Mut zusammengenommen, bin an der Rezeption vorstellig geworden und der Rest ist Geschichte.

Liebe Astrid, das freut uns mindestens so wie dich, dass du diesen Schritt damals gemacht hast. Nicht nur, dass wir damit eine gute und für Küsnacht wichtige Sache unterstützen können. Sondern auch, dass du uns einmal im Jahr mit erstklassiger klassischer Unterhaltung versorgst. Da möchten wir natürlich gerne wissen: Wie geht es weiter mit dem Klassikfestival Küsnacht?

Wir haben uns bei der Namensgebung damals lange Gedanken gemacht und uns bewusst und in aller Klarheit für zwei Bekenntnisse entschieden: dem zur klassischen Musik und dem zu Küsnacht. Dem werden wir, auch wenn die Zeichen auf Wachstum stehen, auch in Zukunft gerecht. Heisst wir werden nicht plötzlich nach Zürich gehen oder auch noch Jazzkonzerte organisieren. Wir bleiben bei dem, was wir am besten können: die Qualität des Angebotes mit eigens für das Festival konzipierten Programmen, in unsere Kontakte zu renommierten Musikern investieren, uns immer wieder grössere potentielle Veranstaltungslokalitäten anschauen gehen und allenfalls das Programm mit mehr Konzerten zu erweitern. Wer weiss, vielleicht ergibt es sich irgendwann sogar, dass wir eine Lokalität finden, die wir als Konzertsaal nutzen können. Ein besonderer Ort, der ebenfalls wieder das Gewohnte durchbricht und in sich bereits spektakulär ist. Denn das ist etwas vom Wenigen, das hier in Küsnacht fehlt: einen aussergewöhnlichen Spielort mit dem gewissen Extra.

Vielen Dank Astrid für das angenehme Gespräch. Und wer weiss, vielleicht begegnen wir in unserer Immobilientätigkeit einmal einer solchen Lokalität, die sich für eure Zwecke eignen könnte.

Genau darum habe ich das auch erzählt (lacht). Auch euch danke für das schöne Gespräch und natürlich seit Jahren für eure wertvolle Unterstützung. Bis bald am Klassikfestival Küsnacht.

Es gibt aktuell noch wenige Tickets für die Veranstaltungen des Klassikfestivals Küsnacht. Hier geht es zur Website mit Bestellmöglichkeit.