Beim Lesen der News würde man meinen, dass derzeit die Nachfrage nach Gewerbefläche sehr klein sein müsste. Ist diese Annahme falsch?
Tja, des einen Leid ist des anderen Freud. Natürlich kommen aktuell etwas mehr Gewerbe- und Büroräume auf den Markt und entsprechend nutzen viele Unternehmen die Gelegenheit, einen Wechsel ins Auge zu fassen. Seien das grössere oder kleinere Objekte, eine Verbesserung der Lage, ein repräsentativeres Objekt, neue Bedürfnisse an die Infrastruktur durch ein geändertes Geschäftsmodell oder wachstumsbedingt gestiegene Anforderungen – es gibt ja auch Branchen, denen es gleichbleibend gut geht oder die sogar profitieren von der aktuellen Situation. So ist auch aktuell Bewegung im Markt und trotz sinkender Nachfrage sind die Chancen für eine marktorientierte Immobilie intakt, wieder gemietet zu werden. Natürlich muss man immer ein bisschen mehr tun als bei wieder zu vermietenden Wohnungen, die vor allem hier im Grossraum Zürich weggehen wie warme Weggli, aber diese Arbeit lohnt sich.
Was verstehen Sie unter einer marktorientierten Immobilie?
Hier sehen wir unsere Hauptaufgabe als Immobiliendienstleister und professionelle Bewirtschafter: Die Besitzer von Gewerberäumen an der Hand zu nehmen und ihr Angebot an den Markt anzupassen. Denn was noch vor wenigen Jahren galt, tut es heute nicht mehr zwingend. Aus ehemaligen Ladenlokalen wurden Architekturbüros, aus Produktionshallen wurden Eventlocations und aus unbewirtschafteten Bahnhöfen wurden Shopping-Zonen. Die Veränderung muss nicht immer in diesem Ausmass sein, aber es ist sicher entscheidend, sich vertieft mit dem Potential der Liegenschaft und den potentiellen Zielgruppen zu beschäftigen und das in Einklang zu bringen.
Das scheint Ihnen kürzlich mehrfach gelungen zu sein. Gratulation dafür. Nun aber die Frage: Wie genau?
Danke (lacht). Es sind diverse Faktoren, die Hand in Hand gehen müssen, damit erfolgreich vermietet werden kann. Dazu gehört sicher die Marktkenntnis und auch die Fähigkeit, das Potential einer Liegenschaft zu erkennen und den Weg zu sehen, wie dieses Potential gewinnbringend ausgeschöpft werden kann. Dank unserer Interessentendatenbank, der über 75-jährigen Verankerung von Ginesta Immobilien in der Region und dem daraus entstandenen unbezahlbaren Netzwerk haben wir Kenntnis von den Wünschen der Unternehmen, die auf der Suche nach einem neuen Büro oder Gewerberaum sind. Ihnen zeigen wir dank unserer vielen Beziehungen zu Architekten mit Vorprojekten auf, was in einem vielleicht auf den ersten Blick nicht optimalen Objekt möglich ist. Mit Verhandlungsgeschick gilt es dann, unseren Bewirtschaftungskunden mit dem potentiellen Mieter zusammenzubringen und Deals zu schaffen, die für beide Parteien optimal sind. Wer übernimmt welche Umbaukosten und wie lange soll der Vertrag laufen? Das geht tief ins Detail und erfordert bauliche, finanzielle und menschliche Kompetenzen, die nur ein Team stemmen kann, wie wir es sind. Denn im Austausch mit meinen geschätzten Kollegen entstehen immer die besten Lösungen.
Und wie steht es mit dem Faktor Glück?
(Lacht erneut) Erwischt! Bei einer kürzlich nahtlos vermieteten Liegenschaft war dies tatsächlich ein wichtiger Faktor, der nicht weggeredet werden darf. Es handelte sich dabei um eine wunderschöne und unter Denkmalschutz stehende Liegenschaft, nach der unser künftiger Mieter lange erfolglos Ausschau gehalten hatte und sich entsprechend schnell für das Angebot entscheiden konnte. Das ist natürlich auch für uns immer schön. Aber wie gesagt: Damit zu rechnen wäre unprofessionell und fahrlässig. Denn als Bewirtschafter stehen wir unseren Kunden gegenüber in der Pflicht und Verantwortung, wo immer möglich eine geeignete Lösung zu finden.
Danke für das interessante Gespräch.
* Deborah Pinelli ist Immobilienbewirtschafterin mit eidgenössischem Fachausweis und arbeitet seit fünf Jahren bei Ginesta Bewirtschaftung in Küsnacht. Sie bewirtschaftet ein vielfältiges Immobilienportfolio mit Wohn- und Gewerbeliegenschaften.