Vor dem Verkauf: Ein letzter Blick ins Feuerwehrgebäude Zumikon

Artikel Zürichsee-Zeitung vom 30. September 2021 von Philippa Schmidt
 

Die Immobilienfirma Ginesta sucht für das Zumiker Feuerwehrdepot einen Käufer. Wer das Areal erwerben möchte, muss mindestens 8,7 Millionen zahlen.

Ordentlich aufgerollt liegen die roten und gelben Schläuche in ihren Halterungen, die Funkgeräte stehen parat, und in den Spinden der Feuerwehr Zumikon-Küsnachterberg hängen die Ausrüstungen, gekrönt von den cremefarbenen Helmen. «Wir Dorfkinder wissen noch, dass die Feuerwehr die besten Feste feiert», steht auf einem metallenen Schild. Die Emotionen, dass hier viel gearbeitet, erlebt und gerettet wurde, sie liegen förmlich greifbar in der Luft. Und doch sind die Tage des massiven Gebäudes in unmittelbarer Nähe zum Dorfplatz wohl gezählt.Ende Oktober bezieht die Feuerwehr nämlich ihr neues Depot im Schwäntenmos. Die Zukunft des gut 50-jährigen Feuerwehrgebäudes ist deswegen schon länger ein Thema: Die Gemeindeversammlung hat im letzten November den Gemeinderat ermächtigt, das Gebäude für einen Mindestpreis von 8,7 Millionen Franken zu verkaufen. Einen möglichst attraktiven Käufer für das 2725 Quadratmeter grosse Grundstück zu finden, diesen Auftrag hat der Gemeinderat auf Basis eines Submissionsverfahrens der Ginesta Immobilien AG aus Küsnacht erteilt. Für die Immobilienfirma ist das alles andere als ein gewöhnlicher Auftrag. «Wir haben schon vieles verkauft, aber ein Feuerwehrgebäude noch nie», sagt Claude Ginesta, CEO des Familienunternehmens, denn auch.

Abbruch so gut wie sicher
Wer das Gebäude, das im Obergeschoss auch noch sechs Wohnungen beherbergt, nutzen würde, hätte zwar genügend Platz für einen Fuhrpark, doch Claude Ginesta winkt ab. «Am Schluss ist es Bauland.» Der erfahrene Immobilienexperte bezeichnet es als sehr unwahrscheinlich, dass das Gebäude stehen bleibt. Verwendet werden könne es schliesslich nur von einer Feuerwehr. «Es ist eine typische Zone, in der Mehrfamilienhäuser erstellt werden», sagt Ginesta. Tatsächlich handelt es sich um eine Wohnzone, in der «nur nicht störende Betriebe zulässig» sind, wie ein Blick in die Bau- und Zonenordnung offenbart. Nachdem die Anwohner bislang hin und wieder Sirenen gehört hatten, dürfte es nach dem Wegzug der Feuerwehr also ruhiger werden. «Der Vorteil ist, dass es sich um eine sehr zentrale Lage direkt hinter dem Dorfplatz handelt, die aber keine Kernzone ist», betont Ginesta. Dadurch sei der künftige Eigentümer freier in der Gestaltung. Ginesta weist zudem darauf hin, dass im Vergleich zur jetzigen Ausnutzung verdichtet gebaut werden könnte.

Mehr Einnahmen erwartet
«Bis zum 16. November gibt es die Gelegenheit, Non-Binding-Kaufangebote mit Finanzierungs-nachweis einzureichen», erläutert Ginesta den Verkaufsprozess. In einer weiteren Phase kann die Liegenschaft besichtigt und können sogenannte Binding Offers eingereicht werden, also Offerten, die dann bindend sind. Dies ist bis Dezember vorgesehen. «Wir laden die Interessenten mit den zehn höchsten Angeboten der ersten Offertrunde zur zweiten Runde ein», sagt Claude Ginesta. Er geht davon aus, dass der Mindestpreis von 8,7 Millionen sehr deutlich überboten wird. «Die Schätzung wurde 2019 erstellt: Seither ist der Markt deutlich besser geworden.» Dies würde der Gemeinde zugutekommen, die den Neubau durch die Einnahmen querfinanzieren möchte.

Bombensicherer Bunker
Im Untergrund hat die Liegenschaft mit einem Zivilschutzbunker noch eine Besonderheit zu bieten. «Der Abbruch eines bombensicheren Kellers ist aufwendig: Deswegen haben wir dazu eine Offerte eingeholt», sagt Ginesta. Das Ergebnis: Der Abbruch könnte eine halbe Million kosten, die zulasten des Käufers ginge. Und noch eine weitere Hypothek verbirgt sich im Boden. «Es gab dort eine Tankstelle», sagt Ginesta. In der Folge könnten Stoffe wie Diesel, Benzin und Schweröl in den Boden gelangt sein. Wie das betroffene Erdreich entsorgt werden muss, das muss der Käufer prüfen. Wer das alte Feuerwehrgebäude erwirbt, muss sich also noch zeigen. Die Ginesta Immobilien AG ist für die Vermarktung zuständig. Der Entscheid darüber, wer den Zuschlag für das Grundstück bekommt, liegt aber beim Gemeinderat Zumikon.

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Fotos: Sabine Rock im Auftrag der Zürichsee-Zeitung