Bereits als junge Frau hat Evelyne Ginesta über den Tellerrand hinausgeschaut und ist selbstbestimmt ihren Weg gegangen. Hat in der französischen Schweiz die Handelsschule besucht, danach in Cambridge die englische Sprache erlernt – dort hat sie auch André Ginesta kennen gelernt - und hat später in Amerika in einem Reisebüro gearbeitet. Sie verfolgte dieses Ziel unbeirrt, auch wenn es bedeutete, für ein Jahr von ihrer jungen Liebe getrennt zu sein.
Zurück in der Schweiz arbeitete sie erneut in einem Reisebüro, bis sie Mutter zweier Kinder wurde und sich ganz dieser Aufgabe widmete. Vor allem hielt sie ihrem Mann André, der zu dieser Zeit die Leitung des Unternehmens übernahm, den Rücken für seine Arbeit und Ausbildungen frei. Als gegen Mitte der 1980er Jahre in der Firma Not an der Frau war, sprang sie als Mädchen für alles ein. Und sie tat das, wie sie schon immer alles angegangen ist: Mit grosser Akribie und noch grösserem Engagement arbeitete sie sich in die Materie ein und absolvierte dafür auch die Ausbildung zur Immobilientreuhänderin.
Eine intensive Zeit, in der Evelyne Ginesta unzählige Besichtigungen auch an Wochenenden und Abenden durchführte, keinen Geburtstag der Mitarbeitenden vergass und dafür immer ein Präsent organisierte, die Buchhaltung im Griff behielt und trotzdem über Mittag zuhause ein warmes Essen für die Familie auf den Tisch zauberte. Im Kontakt mit den Kunden war ihre besondere Qualität das feine Gespür für deren Wünsche. Ihre Begeisterung für Architektur und ihre Stilsicherheit wurde sehr geschätzt und nicht selten übernahm sie in der Folge auch die Bauleitungen, wenn ein Käufer da noch die Küche zum Wohnraum öffnen oder dort die Terrasse vergrössern wollte.
Mit dem Wachstum, Claude Ginestas Eintritt in die Firma und seiner späteren Übernahme der Geschäftsleitung, verlagerten sich Evelyne Ginestas Aufgaben mehr und mehr auf Tätigkeiten im Hintergrund. Als Seele des Unternehmens, die für alle ein offenes Ohr hatte, auch wenn ihr Mann und Sohn mit den Belangen der prosperierenden Firma beschäftigt waren, war sie in jedem Moment mehr als nur die Frau oder Mutter des Chefs. Sie war es, die alles zusammenhielt und jederzeit wusste, wer in der Nachbarschaft demnächst sein Haus verkaufen wird, welches Geschenk man jemandem zur Hochzeit zu machen hatte und auch, wann es wieder einmal Zeit für einen Kundenapéro ist.
Es kam aber auch eine Zeit, in der sie sich mit André wieder vermehrt ihrer zweiten grossen Liebe, dem Reisen, widmen konnte. Diese Passion, die sie seit ihrer Zeit im Reisebüro nicht mehr losgelassen hat. Über hundert Länder haben die beiden gemeinsam bereist und haben zu jedem unzählige Geschichten parat, die sie gerne bei ihren gemeinsamen Essen in der Ginesta Cafeteria wiedergeben. Das sind auch die Momente, in der für alle in der Firma spürbar wird, was die Stärken des Paares ausmacht: Sie sind ein Team, das zusammenhält und blind funktioniert. Und beide wollen das Gleiche: Aktiv sein, ein grosses Netzwerk pflegen, etwas erreichen und die schönen Seiten des Erfolgs ganz auf ihre Art gemeinsam geniessen.
In all der Zeit drängte sich Evelyne Ginesta niemals in den Vordergrund, bewies aussergewöhnliche Achtsamkeit für alles zwischen den Zeilen und erfüllte die Aufgabe als Geschäfts- und Familienfrau so souverän, dass diese von jedem, der sie kennt, mit höchster Wertschätzung gewürdigt wurde und wird. Und sie hat jederzeit den Beweis geliefert, dass es oft wichtiger ist, wie man etwas tut, als was man tut. Denn viele Wege führen nach Rom, Evelyne Ginesta hat sich dabei immer für die elegantere Route entschieden.
Dank bester Gesundheit und noch vielen Plänen für die Zukunft wird diese erfüllte Lebensreise hoffentlich noch viele Jahre andauern. So haben wir im Gespräch mit Evelyne Ginesta den Blick vor allem nach vorne gerichtet.
Liebe Frau Ginesta, wir wissen, Sie haben sich lange Zeit Gedanken darüber gemacht, ob Sie den Schritt in den wohlverdienten Ruhestand gehen möchten. Wie fühlt es sich jetzt, wo es soweit ist, an?
Nach einer so langen Zeit, in der sehr viel von meinem Herzblut in diese Firma geflossen ist, ist das schon ein eigenartiges Gefühl. Aber der Zeitpunkt ist für mich richtig, regelmässig wiederkehrende Aufgaben nun weiterzugeben. Die Firma ist sehr gross geworden und es ist an der Zeit, die Zügel loszulassen. Zumal ich das mit einem guten Gefühl tun kann, denn die Firma steht auf gesunden Beinen und Claude erfüllt seine Aufgabe als Geschäftsführer hervorragend. André und ich, wir beide sind sehr stolz auf unseren Sohn.
Wird es Ihnen nicht plötzlich langweilig werden daheim?
Wer weiss, vielleicht wird das in einigen Monaten der Fall sein und ich werde die Arbeit vermissen. Vorderhand freue ich mich aber darauf, in meinen prall gefüllten Tagen nun auch einmal Lücken in der Agenda zu haben, die ich ganz alleine für mich nutzen kann. So liebe ich immer noch unser Zuhause mit dem schönen Garten, das immer viel zu tun gibt. Auch spiele ich nach wie vor regelmässig Tennis. Und André und ich sind immer noch sehr aktiv in Bezug auf schöne Abendessen und Unternehmungen mit Freunden, besuchen nach wie vor häufig Konzerte, Museen und Ausstellungen, kümmern uns um unsere Sammlung mechanischer Puppen und planen Reisen. Zudem geniesse ich die Zeit mit meinen Enkelkindern. Nun habe ich zum ersten Mal die Möglichkeit, mich zusätzlich noch den Dingen zu widmen, die immer ein bisschen zu kurz gekommen sind. Zum Beispiel einfach einmal entspannt einen Nachmittag lang in einem guten Buch zu versinken oder mich spontan mit einer Freundin zu einem Kaffee zu treffen.
Heisst, so richtig gemütlich werden Sie sich das Leben nicht gestalten?
Sagen wir es so: In Trainerhosen den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen, nein, das wird nicht passieren. Meine Zeit ein bisschen freier und entspannter zu gestalten, auch mit ruhigeren Momenten nur für mich, das hingegen schon. Ich freue mich auch sehr, dass André nach wie vor grosse Erfüllung in seiner Arbeit findet und dass wir nebenbei genügend Zeit haben, das Leben und unsere Reisen zu geniessen.
In Ihrem Leben gibt es aber zwei starke Männer, denn mit Claude haben Sie ja einen weiteren Immobilien-Wirbelwind in der Familie. Die Zusammenarbeit scheint aber niemandem geschadet zu haben …
So ist es. Weil für ihn schon als Siebenjähriger klar war, dass er einmal in das Unternehmen einsteigen will, verlief das alles ganz natürlich. So hatten wir die Familienregel, nach dem Abendessen nicht mehr über das Geschäft zu reden. Bis dahin hat er aber schon in jungen Jahren viel mitgekriegt und hatte auch oft eine eigene Meinung. Er verfolgte dieses Ziel, selber einmal Teil und Chef der Firma zu werden, mit grossem Fokus. Indem er anstelle der Matura die Handelsschule gemacht hat, danach in anderen Unternehmen arbeitete und sich immer weiter- und weiterbildete bis zum heutigen Tag. Wir haben das nicht forciert oder erwartet, wir hätten jeden seiner Berufswünsche unterstützt. Heute kann ich aber sagen, es ist ein schönes Gefühl zu sehen, dass er so früh seine Bestimmung gefunden hat und alle Energie darin investieren konnte, dieser zu folgen. Denn das Wertvollste im Leben ist Zeit, diese gut nutzen zu können ein Segen.
Wir sagen danke für alles und wünschen Ihnen, liebe Frau Ginesta, weiterhin jedes Glück dieser Erde.
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