Wie definieren Sie Nachhaltigkeit im Kontext von Luxusimmobilien?
Zuerst möchten wir unser Verständnis von Luxus erklären: Für uns bedeutet Luxus in Bezug auf Architektur, dass wir einen überdurchschnittlichen Aufwand betreiben können, um aussergewöhnliche Gebäude zu entwerfen und zu realisieren. Diese weichen von der Norm ab und haben über Generationen hinweg Bestand; es entsteht hochwertige, langlebige Architektur mit zeitlosen Materialien.
Unsere Interpretation von Luxus impliziert Nachhaltigkeit bereits. Für uns hat Luxus nicht mit Verschwendung zu tun, sondern mit Privilegen, wie beispielsweise dem planerischen Mehraufwand für ein besseres Ergebnis oder die Freiheit, bei der Materialwahl auf wertigere und dadurch nachhaltigere Produkte zu setzen. Es werden Energiesysteme integriert, die aufwendiger, aber sparsamer sind und Aspekte der Grauen Energie sowie Kreislauffähigkeit berücksichtigen.
Was motiviert Sie, nachhaltige Ansätze bei Ihren Projekten zu integrieren?
Zum einen der Anspruch, langlebige Architektur zu schaffen und keine Gebäude die nach 20 bis 50 Jahren wieder abgerissen werden. Zum anderen, die Suche nach neuen Ideen und architektonisch nachhaltigen Lösungen. Die Motivation, als Vorreiter von der Norm abzuweichen, nicht Mainstream zu sein, sondern diese Haltung als «State of the Art» zu verstehen und umzusetzen.
Welche Trends sehen Sie derzeit bei nachhaltigen Materialien und Bauweisen für Luxusimmobilien, und was macht diese besonders interessant?
Wir beobachten das gestiegene Interesse an Holz, Lehm oder Alternativen zu herkömmlichem Beton in Form von wiederverwendeten oder ökologischen Zusatzstoffen. Weiter eine verstärkte Zurückhaltung beim Einsatz von Chemikalien und den vermehrten Einsatz von natürlichen Baustoffen. Doch generell richten wir uns nicht nach Trends, wir setzen auf bewusste Entscheidungen für Langlebigkeit und Verantwortung. Als Beispiel: Wird der Naturstein oder das Holz aus Asien oder den Tropen günstig importiert oder ist unsere Kundschaft bereit, für Material aus der Region oder für bestimmte Gütesiegel mehr aufzuwenden? Wir haben überwiegend das Privileg, dass unsere Kundschaft die Möglichkeiten und die Bereitschaft hat, in Nachhaltigkeit zu investieren.
Was sind die grössten Herausforderungen, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit in Luxusprojekten umzusetzen, und wie gehen Sie damit um?
Eine Herausforderung besteht häufig darin, Kunden verständlich zu machen, dass Räume und Atmosphären nicht unbedingt an Qualität gewinnen, durch eine grösstmögliche Panoramaverglasung oder ein Maximum an Quadratmetern. Bewusst gesetzte Öffnungen – die «gerahmte Landschaft» – haben einen grossen räumlichen und auch energetischen Mehrwert, im Gegensatz zu vollflächiger Verglasung. Den Schatten eines Baumes oder Vordaches als Gewinn und nicht als Einschränkung zu betrachten, ist ebenfalls hilfreich, sowohl für die räumliche Qualität als auch für die Energiebilanz.
Ein anderer Anspruch ist die harmonische Integration von natürlichen Materialien wie Lehm oder anderen roh belassenen Materialien, die nicht unbedingt dem gängigen Verständnis von luxuriösen Oberflächen entsprechen. In der Architekturgeschichte finden sich viele Beispiele, die das Image von neuen Baumaterialien und Techniken revolutioniert haben.
Haben sich die Erwartungen und Wünsche Ihrer Kunden in Bezug auf nachhaltige Bauweise in den letzten Jahren verändert? Falls ja, inwiefern?
Ja, die Anforderungen haben sich verändert. Es gibt viele Kunden, die mit dem Wunsch für eine nachhaltige Bauweise auf uns zukommen und sich bereits mit vielen Aspekten des Bauens und der Nachhaltigkeit beschäftigt und klare Vorstellungen dazu haben. Sämtliche Kunden begleiten wir in diesem Prozess motivierend.
Was halten Sie für die wichtigsten Schritte, die erforderlich sind, um nachhaltiges Bauen im Luxussegment weiter zu fördern und welche Aspekte eines nachhaltigen Umbaus oder Neubaus empfinden Sie als besonders aufwändig oder herausfordernd.
Wir können nicht per se sagen, ob ein Umbau, welcher meist weniger Graue Energie verbraucht, einem Neubau vorzuziehen ist und entscheiden daher von Fall zu Fall. Umbauten sind je nach Eingriff und Anpassungen aufwendiger und können die energetischen Anforderungen nicht immer optimal erfüllen. Neubauten sind technisch auf dem aktuellsten Stand und können meist zusätzlichen Wohnraum generieren, was zu einer gewollten Verdichtung beitragen kann.
Um nachhaltiges Bauen im Allgemeinen weiter zu fördern, braucht es verschiedene Ansätze wie finanzielle Anreize und Auflagen, Investition in Forschung sowie viele mutige und kreative Projekte, die nachhaltiges Bauen für alle Preissegmente zum Erfolg führen.
Was denken Sie, wie beeinflussen nachhaltige Bau- und Renovierungstechniken den Wiederverkaufswert von Luxusimmobilien?
Die Kombination von langlebiger, zeitloser Architektur mit nachhaltiger Bauweise und geringem Energieverbrauch, wie auch die Sensibilisierung der Kundschaft auf diese Themen, sind sichere Werte, die den Verkauf einer Immobilie positiv beeinflussen.
Können Sie ein Beispiel nennen, wo Sie in einem Ihrer Projekte nachhaltige Prinzipien auf kreative Weise umgesetzt haben und die Richtungsweisend waren?
Mit der CASA MI haben wir bereits vor 10 Jahren ein Projekt realisiert, dass übers Jahr gerechnet energetisch autark funktioniert. Neben der Energiegewinnung durch Erdsonden und Photovoltaikanlagen trägt auch die bewusste architektonische Gestaltung zu einem minimalen Energieverbrauch bei. Die Setzung der Fenster im Wechsel mit einer thermisch günstigen Gebäudehülle, die Verschattung durch ein Vordach Richtung Süden sowie zeitlose, hochwertige Materialien schaffen eine harmonische Raumatmosphäre in Verbindung zum Aussenraum und tragen zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei.
Auch die CASA FOREST ist ein gutes Beispiel für die Verbindung von atmosphärischem Luxus und Nachhaltigkeit. Im kompakten Gebäudevolumen wird durch die gezielte Fenstersetzung ein spannender Bezug zum umgebenden Wald geschaffen. Diese Balance zwischen Offenheit und Geborgenheit trägt neben einem moderaten Energieverbrauch vor allem zur wohnlichen Atmosphäre bei. Auch bewusster Verzicht kann einen Mehrwert schaffen, wie der Satz «Less is more» so treffend beschreibt. So wurde bei der CASA FOREST zugunsten einer modernen Haptik und der lebendigen Rohheit der Materialien auf Verkleidungen oder zusätzliche Bodenbeläge verzichtet. Ein geschliffener Unterlagsboden hat einfach andere Qualitäten und kann damit auch Luxus bedeuten.